Wir reden hier über Hochzeiten. Über tolle Feste der Liebe, im großen oder kleinen Kreis. Emotional, individuell, feierlich.

Stopp, stopp, Halt! War da nicht noch was?

Richtig: eine Eheschließung ist erstmal ein rechtlicher Akt. Ihr unterschreibt da einen Vertrag, der hat nichts mit Blümchen und rosaroten Wolken zu tun. Sondern mit den Themen Zugewinngemeinschaft, Versorgungsausgleich und Unterhalt. Klingt das sperrig! Ist es auch. Ich schreibe euch ganz bald mal ein paar Fakten dazu auf, versprochen. Aber heute geh ich erstmal mit euch aufs Amt – denn vor der Unterschrift kommt der Antrag.

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Nicht der Heiratsantrag. Der Antrag auf Eheschließung.

Was ich bei einem Hamburger Standesamt zu diesem Thema erlebt habe, das habe ich meiner Kolumne in der letzten marryMAG beschrieben:

Glück muss man haben!

Kleines Outing an dieser Stelle gegen den Trend: eine freie Trauung kam für unsere Hochzeit nicht in Frage. Ich wollte, dass eine Herr oder Dame vom Amt die Trauung leitet. Das hat so was hübsch offizielles.

Ich habe – wie die meisten Bräute – ungefähr ein Jahr vor der Hochzeit angefangen, die Location zu suchen. Wir wollten nicht auf dem Amt sondern an einem schönen Ort heiraten. Kein Problem, bis hierhin: in meiner Traumlocation wird auch die standesamtliche Trauung durchgeführt. Gegen einen geringen Aufpreis, versteht sich. Die Behördenvertreter kommen einmal im Monat sogar Samstags! Perfekt.

Risikofreudig wie wir sind, haben wir uns für unsere Hochzeit einen der beliebtesten Tage im Jahr ausgesucht: Den Samstag Ende Juni. Wir haben die Location reserviert und Freunde und Verwandte per Save-the-date-Karten informiert. Ich würde das mal nennen: Glückspokern auf allerhöchstem Niveau. Denn beim zuständigen Amt kann man leider nicht ein Jahr vorher reservieren. Es gibt genau eine Telefonnummer, die man anrufen darf um den Standesbeamten zu buchen. Und diese eine Telefonnummer wird zu einem bestimmten Stichtag aktiviert.

Am 1. November.  8 Uhr morgens.

Ich hätte ja eine Familienpackung Cognac-Bohnen rübergeschickt, wenn irgendein Mitarbeiter der Behörde – und sei es nur mit Bleistift – schon vorher meinen Namen in die Liste geschrieben hätte. Aber es half kein Jammern und keine Schokolade: das Amt ist eine unbestechliche Festung. Recht so! Denn mir mir zitterten und bangten ja viele andere Bräute diesem Novembermorgen entgegen.

Das Weckerklingeln habe ich nicht gebraucht. Kein Auge zugetan. Dann drei Tassen Kaffee und meine Ausrüstung positioniert. 2 x Mobiltelefon, 1 x Festnetz.
Ich habe sie mir vorgestellt, die vielen, aufgeregten Hamburger Bräute, die jetzt, wie ich, alle verfügbaren Telefone vor sich aufgereiht dem 8-Uhr-Läuten entgegenfieberten. Natürlich konnte keine meiner Mitstreiterinnen warten. Ich auch nicht. Um sieben Minuten vor Acht habe ich es nicht mehr ausgehalten.
Erster Anrufversuch, besetzt. Natürlich. Zweiter Versuch: besetzt. Dritter Versuch: besetzt. 67ter Versuch: besetzt. Inzwischen war es 8.45 Uhr. Schnell überschlagen: jeder Anruf dauert maximal fünf Minuten. Das heisst: mindestens neun Termine sind schon vergeben! Neun Termine –  bitte, liebes Glück, lass mich jetzt nicht im Stich!

Um kurz vor neun Uhr meldet sich aus einem meiner Telefone eine freundliche Stimme mit den Worten: Standesamt Hamburg, was kann ich für sie tun?
Viel. Meine Hochzeit retten.

Glück muss man haben: Wir haben unseren Wunschtermin bekommen.

P.S.: An dieser Stelle rate ich allen Bräuten mit ähnlichen Standesamt-konstellationen: treibt euer Glück nicht auf die Spitze. Lieber an einem Dienstag-Nachmittag auf dem Amt heiraten und an eurem Wunschort- und Termin in einer freien Trauung feiern. Offizielle Zeremonie hin oder her.

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